Viele verschiedene Menschen und Gedanken, Bilder und Leben laufen in diesem einen Film zusammen, der lose auf Virginia Woolfs “Orlando” basiert. In der fast 100 Jahre alten Geschichte verwandelt sich der Protagonist Orlando über Nacht in eine Frau. Diese “Verwandlung”, die in anderen Filmen und Medien als klarer Garant für Lacher und obszöne Witze eingesetzt würde, nutzt Paul B. Preciado, um in seinem ersten Langfilm eine Geschichte über Trans Personen zu erzählen. Mit viel Liebe, Geduld und Sorgfalt erwecken er und seine Orlandos (26 verschiedene Trans* Personen, die diese Rolle einnehmen) Woolfs Geschichte zum Leben.
Der Film ist auch witzig, aber nicht auf eine Weise, die sich über die Transidentität des Charakters lustig macht, sondern durch ein Verlachen der traditionellen Ideen von Gender, die unsere Gesellschaft noch so stark prägen; durch den Psychiater, der in einer Szene Fragen stellt, die viele Transpersonen, die solch eine Erfahrung gemacht haben, wiedererkennen. Es ist fast bittersüß, wenn die vielen Orlandos, die im Laufe des Films erscheinen, über das Gesundheitssystem lachen, das ihnen nur Hormone verschreibt, wenn sie in ein binäres Verständnis von Mann und Frau passen. Oder wenn sie in der finalen Szene neue Pässe erhalten, die ihnen kein fixes Geschlecht zuordnen, eine utopische Idee, über die wir gerne gemeinsam träumen. Jede:r der Orlandos gibt der Figur auf ihre individuelle Weise Charakter und füllt die literarische Vorlage mit persönlichen Erfahrungen.
Es tut gut diese Geschichte durch die Perspektive eines Regisseurs zu sehen, der selbst trans ist und es tut gut zu merken, dass mehr und mehr Menschen verstehen, dass Trans Identitäten keine modernen Erfindungen sind. Denn schon vor fast 100 Jahren schrieb Virginia Woolf über einen Charakter, in dem sich heute Trans Personen wiedererkennen.